Mainz 2005 Report

Chess960 Weltmeisterschaft in Mainz, ein kurzer Bericht des Spike-Teams.

In Mainz spielten wir nun unser 2. Präsenzturnier nach dem IPCCC 2005 in Paderborn. Wir konnten es kaum erwarten, schliesslich war schon in Paderborn unser Ergebnis recht gut und wir wussten dass wir Spike seitdem nocheinmal ein Stück verbessern konnten. Zusätzlich sind diese Turniere für uns ein Riesenspass: Ein sehr angenehmes Flair, ein spannender Wettbewerb und, nicht zu vergessen, die interessanten Diskussionen mit anderen Programmierern locken.

In Mainz wurde Chess960 gespielt, eine Variante des normalen Schachs mit insgesamt 960 verschiedenen Startpositionen. Vor jeder der 7 Runden wurde die neue Ausgangsstellung mit Würfeln ausgelost. Da niemand ein Eröffnungsbuch für die 960 Positionen erzeugt hatte, war klar, dass die Engine schon etwas "Schachwissen" für die Eröffnungsphase mitbringen sollte, ansonsten würden die Chancen für eine gute Positionierung doch schlecht stehen. In unseren eigenen Testturnieren stellte sich unser Spike zwar recht gut an, wir wussten andererseits aber auch von den vielen starken Gegnern die uns erwarteten, einige von denen sicherlich auch nochmal stark verbessert.

Der erste Gegner war XiniX von Tony van Roon-Werten. Beide Seiten hatten anfangs mit technischen Problemen zu kämpfen, letztendlich entschieden sowohl Tony als auch wir dass wir das Pondern abstellen. Im späten Mittelspiel konnte sich Spike einen Vorteil erkämpfen, der dann letztendlich auch zu einem Sieg reichte.

Mit dem einen Punkt in der Tasche ging es nun gegen den Baron von Richard Pijl. Die Eröffnung war anfangs noch ausgeglichen, Spike gelang es dann jedoch den Bauernschild vor dem schwarzen König zu schwächen und diesen Vorteil dann für sich zu verwerten.

Der Nachteil der ersten beide Siege war nun - dass wir gegen Shredder von Stefan Mayer-Kahlen antreten mussten. Dieser hatte nämlich ebenfalls seine beiden ersten Spiele gewonnen, genau wie parSOS und Pharaon die nun gegeneinander spielen mussten. In dem Spiel gegen Shredder konnten wir uns nun etwas zurücklehnen, schliesslich trat Shredder als bestes PC-Schachprogramm der Welt auf einem 4-fach Opteron-System an, wir brauchten also nicht zu gewinnen... Direkt im 3. Zug sah Shredder dann einen Königsangriff und entschied sich, die Dame zu entwickeln. Ein Fehler wie sich danach herausstellte, denn Spike konnte anschliessend die Dame soweit auf h3 einsperren, so dass Shredder quasi 20-25 Züge ohne sie auskommen musste. Spike nutzte diese Chance konsequent, und wir konnten nach 3 Spielen drei volle Punkte aufweisen :-)

Der 4. und letzte Gegner des Tages war nun Pharaon von Franck Zibi. Es war sozusagen das Spitzenspiel, denn Pharaon konnte sich zuvor gegen parSOS von Rudolf Huber durchsetzen. Spike hatte mit Schwarz wieder mal einen guten Start erwischt, aber Pharaon verstand es nach und nach seine positionellen Nachteile auszugleichen und wickelte in ein Endspiel ab, das doch schon nach Remis aussah. Aber irgendwie schien Pharaon uns nun helfen zu wollen, nach 2-3 ungenauen Königszügen konnte Spike die Qualität hergeben und mit einem Freibauern das Spiel nach Hause bringen.

4 von 4 Punkten am ersten Tag, ein Punkt Vorsprung vor den Verfolgern - das hatten wir wirklich nicht erwartet. Eigentlich lief es zu gut, es konnte am nächsten Tag eigentlich nur schlechter werden...

Die 5. Runde brachte uns Jonny von Johannes Zwanzger als Gegner, zusammen mit Shredder und Pharaon unser direkter Verfolger. Vor Jonny hatten wir einen Heidenrespekt, dieser hatte es schliesslich in Paderborn geschafft, gegen das Rechenmonster Hydra ein Remis zu holen! Nun, im Spiel selbst konnte keiner der beiden einen entscheidenden Vorteil herausspielen, es war jedoch immer offen und interessant. In einem Damenendspiel einigten sich beide schliesslich auf eine 3fache Zugwiederholung, ein weiter halber Punkt war also eingefahren. Shredder konnte in der Partie der Verfolger Pharaon bezwingen, unser Vorsprung war auf einen halben Punkt geschrumpft.

Die 6. Runde brachte uns Ikarus von Muntsin und Munjong Kolls. Eine sehr starke Engine, die uns in Paderborn direkt in der ersten Runde eine Niederlage eingebracht hatte, Spike hatte also noch eine Rechnung offen ;-) Spike konnte sich dieses mal (wie in Paderborn wieder mit Weiss) einen direkten Vorteil erspielen und brachte diesen nach einem langen Kampf auch nach Hause. Eine Überraschung gab es an einem anderen Brett: Der Baron hatte gegen Shredder gewonnen! Nun gab es vor dem letzten Spiel nur noch eine einzige Engine, die Spike einholen konnte: Jonny. Dazu müsste Spike allerdings verlieren und Jonny gewinnen, das Zittern begann...

In der letzten Paarung der WM ging es nun gegen Glaurung, eine sehr junge und Spielstarke Engine von Tord Romstad aus Norwegen - Glaurung ist bekannt für seine starken Königsangriffe, deswegen sahen wir diesem Duell schon mit etwas gemischten Gefühlen entgegen. Und Glaurung enttäuschte uns (leider) nicht: schon nach wenigen Zügen konnte man absehen dass diese Partie verloren geht, auch wenn uns Tord noch vom Gegenteil zu überzeugen versuchte ;-) So waren wir mit unserem Spiel recht früh fertig und konnten noch dem Sieg von Jonny gegen den Baron zusehen. Jonny und Spike hatten nun jeweils 5,5 Punkte und die Buchholtz Feinwertung musste nun das Endergebnis bestimmen. Spike war hier der glücklichere, hatte er doch die stärkeren Gegner insgesamt zugelost bekommen. Spike war der erste Weltmeister im Chess960 Computerschach!

Spikes Spiele als Pgn